Höhere Lebensqualität und Bevölkerungsschutz durch Klimawandelanpassungen
Beim zweiten Workshop des Projekts „Lokale Kompetenzentwicklung zur Klimawandelanpassung in kleinen und mittleren Kommunen und Landkreisen“ (LoKlim) am 10. November stand die Diskussion der konkreten Ziele und Maßnahmen zur Anpassung an die Folgen des Klimawandels im Fokus. Etwa 40 Akteure aus Politik, Verwaltung, Bürgerschaft sowie Experten aus klimarelevanten Handlungsfeldern diskutierten, wie eine klimarobuste Zukunft in Bad Krozingen realisiert werden kann.
Bürgermeister Volker Kieber warb in seiner Begrüßung für die Abstimmung zum Deutschen Nachhaltigkeitspreis: das Projekt LoKlim steht im Finale für den Preis. Und jetzt zähle jede Stimme im Public Voting, so Kieber. Die öffentliche Abstimmung läuft noch bis zum 15. November 2021.
Professor Hartmut Fünfgeld, Projektleiter LoKlim Universität Freiburg, begrüßte die Anwesenden und erläuterte die Ziele für den zweiten Workshop: die beim ersten Workshop gesammelten größeren Zielideen und Visionen werden im zweiten Workshop weiterentwickelt und konkretisiert. Die LoKlim Projektkoordinatorin, Stefanie Lorenz, führte die Anwesenden in das Thema der Klimawandelanpassung ein. Zur Vorstellung des LoKlim Projektes zeigte sie den im Rahmen der Nominierung von 3Sat über das Projekt erstellten Fernsehbeitrag. Stefanie Lorenz zeigte auch die Ergebnisse der Evaluierung des ersten Workshops: insgesamt fielen die Bewertungen der Teilnehmenden sehr positiv aus. Die konkreten Rückmeldungen zur stärkeren Beteiligung jüngerer Menschen und mehr Gruppenarbeit sind in die Planung des zweiten Workshops eingeflossen.
Im Zentrum des zweiten Workshops stand die Entwicklung einer Strategie mit Zielen und Maßnahmen für ein klimaangepasstes Bad Krozingen. Der Doktorand Dennis Fila stellte das für Bad Krozingen entwickelte Leitbild vor. Hierbei steht der Schutz der Bevölkerung vor den Auswirkungen des Klimawandels sowie die Erhöhung der Lebensqualität in der Stadt in allen Handlungsfeldern im Vordergrund. Für die Handlungsfelder Verkehr, Wirtschaft, Stadt- und Raumplanung, Gesundheit, Land- und Forstwirtschaft, Wasser, Naturschutz und Biodiversität und Tourismus wurden jeweils eigene Leitbilder formuliert und diese mit den Ergebnissen des ersten Workshops und Ergänzungen aus dem Projektteam hinterlegt. In zwei Runden wurden in jeweils vier Kleingruppen die Strategien, Ziele und Maßnahmen in den einzelnen Handlungsfeldern besprochen.
In einer Gruppe wurde hierbei das Feld der Stadt- und Raumplanung in Kombination mit Bauen und Wohnen diskutiert. Die Teilnehmenden waren sich einig, dass Neubaugebiete immer zukunftsfähig sprich klimaneutral, kompakt und klimaangepasst geplant und gebaut werden sollen. Im Bestand wurde der Einbau von Rückstauklappen zur Reduzierung des Risikos einer Überflutung des Kellers bei Starkregen oder Hochwasser von den Teilnehmenden angeregt sowie die Aufstockung bestehender Gebäude. Die zweite Gruppe bearbeitete das Thema Verkehr. Hier wurde über Entsiegelung, Anlage von Blühwiesen, Verwendung von helleren Oberflächenbelägen, um eine Aufheizung im Sommer zu verhindern, und das Aufstellen von temporären Pop-Up-Parks, Hochbeeten oder auch Außenbereichen für Gastronomie auf bisher als Parkplätzen genutzten Flächen gesprochen. An Radwegeverbindungen zwischen Kernstadt und Ortsteilen wurde der Aufbau von Unterstellmöglichkeiten für Radfahrer bei Extremwetterereignissen angeregt, ebenso wie die Verwendung von wasserdurchlässigen Belägen. In einer dritten Gruppe, die sich mit dem Bereich Naturschutz und Biodiversität beschäftigte, fand das vorgeschlagene Ziel von 100 neuen Bäumen pro Jahr im Stadtgebiet viel Anklang. Ebenso wurde hier die Entsiegelung von Flächen, die Renaturierung von Gewässern und die Durchführung eines Wettbewerbs „Naturnahe Gärten“ besprochen. Schließlich beschäftigte sich die vierte Gruppe mit der Strategie für den Bereich Tourismus, Kur und Reha. Hier wurden Möglichkeiten diskutiert die Stadt als Kur- und Rehastandort trotz Hitze auch zukünftig attraktiv zu halten, wie zum Beispiel der Aufbau von Sprayparks, (Trink-)Brunnen, den Ausbau des Wegenetzes und die Aufwertung des Neumagens als Erlebnisraum.
In der zweiten Runde der Kleingruppen standen die Themen: Gesundheit und Soziales, Wirtschaft, Wasser und Land- und Forstwirtschaft auf dem Programm. Die Teilnehmenden konnten sich wieder frei einer Gruppe zuordnen und stellten die Ergebnisse im Anschluss im Plenum vor.
In der ersten Gruppe zum Thema Gesundheit und Soziales stand die Berücksichtigung von besonders vulnerablen Gruppen im Stadtgebiet im Vordergrund. Hier wurden neben älteren Menschen und Kleinkindern auch wohnungslose Personen in den Blick genommen. Eine flexible Möblierung im Stadtgebiet, die ein Verrücken von Sitzgelegenheiten in den Schatten ermöglicht wurde von den Teilnehmenden ebenso genannt wie die notwendige Kühlung von Schlafräumen in den Kitas bei sommerlicher Hitze. In der Gruppe Wirtschaft wurde über die Mischung von Wohnen und Gewerbe als idealem Weg im Vergleich zu reinen Gewerbegebieten gesprochen. Die Anpassungen an die Folgen des Klimawandels könnten zur Bewerbung des Standortes genutzt werden. In der Gruppe Wasser wurde vorgeschlagen, die Gewässer als Erlebnisraum aufzuwerten und die Bevölkerung für einen sparsamen Verbrauch zu sensibilisieren. Die Kleingruppe Land- und Forstwirtschaft sieht in der Verpachtung von städtischen Flächen die Möglichkeit, dies an ökologische Kriterien zu knüpfen sowie einen hohen Bedarf an Sensibilisierung für den Wert heimischer Produkte. Insgesamt wurde ein Großteil der aufgezeigten Ziele und Maßnahmen zur Klimaanpassung in Bad Krozingen sowie das Leitbild sehr begrüßt und als wünschenswert für die Entwicklung der Stadt gesehen.
Der dritte Workshop im Rahmen des Projekts ist für den 09. März 2022 geplant. Hier sollen die im zweiten Workshop diskutierten Maßnahmen priorisiert und ein Konzept zur Umsetzung der Klimaanpassung in Bad Krozingen auf den Weg gebracht werden.