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Erster Akteursworkshop Klimawandelanpassung im Bodenseekreis

Am Donnerstag, 23. September 2021 fand der erste Akteursworkshop zur Klimawandelanpassung im Bodenseekreis in der Linzgauhalle in Immenstaad statt. Über 60 Teilnehmende aus Politik, Land- und Forstwirtschaft, Naturschutz, Raumplanung und Tourismus tauschten sich über die aktuellen Folgen des Klimawandels am Bodensee aus und diskutierten über Visionen für eine klimasichere Zukunft des Kreises.

Landrat, Lothar Wölfle und der Bürgermeister der Gemeinde Immenstaad, Johannes Henne, begrüßten die Teilnehmenden aus dem gesamten Kreisgebiet. Das breite Spektrum an Akteuren spiegelt die vielfältigen Handlungsbereiche der Klimaanpassung wider, wie Stefanie Lorenz von der Universität Freiburg zu Beginn erläuterte. Der Workshop findet im Rahmen des Forschungsprojektes LoKlim statt, an dem sich der Bodenseekreis und die Gemeinde Immenstaad als Partner beteiligt.

Die Folgen des Klimawandels am Bodensee wurden im Rahmen einer Podiumsdiskussion erläutert. Der Leiter des Landwirtschaftsamts Herr Dr. Hermann Gabele stellte die Schäden in der Landwirtschaft durch Hitze, Frost, Hochwasser, Hagel und Trockenheit vor. Allein im April 2017 entstanden 32 Millionen Euro Schaden in den Obstanlagen aufgrund von Spätfrost. Aus dem Forstamt schilderte Elmar Reisch den kritischen Zustand des Waldes und die immer größeren Schäden aufgrund von Trockenheit und Schädlingsbefall. Die Klimaschutz- und Energiemanagerin des Landkreises Dorothea Hose-Groeneveld erläuterte die Folgen für das Gebäudemanagement durch Hagelschäden an Dachfenstern, Hochwasser und Hitze. Für den Bereich Wasser und Bodenschutz zeigte Amtsleiter Klaus Ruff die Betroffenheit durch Hochwasser und Starkregen sowie den steigenden Wasserbedarf in der Landwirtschaft und daraus resultierenden Nutzungskonflikte auf.  

Stefanie Lorenz von der Universität Freiburg ergänzte die Schilderung der lokalen Betroffenheiten mit den Ergebnissen der Klimaanalyse des LoKlim Projektes für den Landkreis: der Bodenseekreis gehört zu den wärmsten Regionen Deutschlands. Die Anzahl der heißen Tage, der Sommertage und der Tropennächste wird sich mit zunehmendem Klimawandel weiter erhöhen. Gleichzeitig ist mit einer Abnahme der Niederschläge im Sommer zu rechnen.

Im zweiten Teil der Veranstaltung ging der Blick in die Zukunft: Dennis Fila, Doktorand im LoKlim Projekt, stellte beispielhaft Projekte für die Entwicklung einer erstrebenswerten Zukunft vor dem Hintergrund des Klimawandels vor. In Kleingruppen diskutierten die Teilnehmenden Visionen für das Jahr 2050 für den Landkreis. Dabei ging es in einer Gruppe um die Frage, wie eine zukunftsfähige Stadt am Bodensee vor dem Hintergrund des Klimawandels aussehen kann. Hier wurden Konzepte der Schwammstadt, Dach- und Fassadenbegrünung, Verdichtung vs. Freihaltung von Kaltluftschneisen sowie Verschattung durch Bäume und die Einrichtung von Wasserspendern diskutiert.  

Die zweite Gruppe beschäftigte sich mit dem Thema der Land- und Forstwirtschaft. Die Teilnehmenden diskutierten hierbei die Einführung von Schutzsystemen für Bodenfruchtbarkeit und Humusaufbau, die Anerkennung der Leistungen in der Land- und Forstwirtschaft für das Landschaftsbild und die Gesellschaft sowie die Steigerung von Bewusstsein für die erbrachten Ökosystemleistungen.

In einer dritten Gruppe wurde über die Themen einer klimarobusten Gestaltung von Tourismus und Verkehr gesprochen. Hier waren der naturnahe Tourismus und die Einführung eines kostenlosen Öffentlichen Nahverkehrs genauso Thema wie der Verleih von Fahrrädern und die Halbierung des Parkraums zugunsten von Grünflächen.

Schließlich beschäftigt sich die vierte Gruppe mit der Entwicklung eines zukunftsfähigen Umgangs mit Wasser.  Von den Teilnehmenden wurden hier die ökologischen und kulturellen Funktionen von Gewässern, die Notwendigkeit einer wassersensiblen Stadtentwicklung, multifunktioneller Wasserrückhaltebecken und die Ausarbeitung eines Masterplanes zur Wassernutzung mit entsprechender Priorisierung und Obergrenzen für den gesamten Kreis besprochen.

Der nächste Workshop im Rahmen des Projektes ist für Anfang kommenden Jahres geplant und wird auf die Ergebnisse aus dem ersten Workshop aufbauend Strategien und Maßnahmen für die Entwicklung einer klimarobusten Zukunft im Bodenseekreis erarbeiten.

Projekt LoKlim

Der Bodenseekreis beteiligt sich mit fünf weiteren Kommunen und Landkreisen aus Baden-Württemberg am Forschungsprojekt „Lokale Kompetenzentwicklung zur Klimawandelanpassung in kleinen und mittleren Kommunen und Landkreisen (LoKlim)“. Das Projekt ist am Institut für Umweltsozialwissenschaften und Geographie der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg angesiedelt. Es wird vom Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz (BMUV) im Rahmen der Deutschen Anpassungsstrategie (DAS) gefördert.