Ein Blick in die Zukunft im Enzkreis
Mehr als 30 Akteure aus Politik und Verwaltung, Land- und Forstwirtschaft, Naturschutz, Verkehr und Wirtschaft im gesamten Enzkreis haben bei einem ersten Expertenworkshop diskutiert, was der Klimawandel an Veränderungen im Enzkreis bringen wird, was an Anpassungen vorgenommen werden muss und wie der „Enzkreis der Zukunft“ aussehen könnte. Den Rahmen der Veranstaltung im Nieferner Ameliussaal bildete ein Forschungsvorhaben im Projekt LoKlim der Universität Freiburg.
„Die Vielfalt der Akteure und das Interesse der Mitglieder des Kreistags und der Gemeinde-Oberhäupter zeigen das Bewusstsein für die Aktualität und die Dringlichkeit des Themas“, stellte die Erste Landesbeamtin Dr. Hilde Neidhardt einleitend fest. Niefern-Öschelbronns Bürgermeisterin Birgit Förster erwähnte in ihrer Begrüßung, dass die Klimawandelanpassung bereits in ihrem Bauamt verortet sei, um diese Belange bei allen Verfahren mitzudenken.
Projektleiterin Stefanie Lorenz von der Uni Freiburg zeigte in eindrucksvollen Szenarien die Erwärmung der Erde und den Zusammenhang zu den menschengemachten Ursachen. Sie erläuterte die Ergebnisse einer Klimaanalyse für den Enzkreis für die nahe und ferne Zukunft und stellte dar, wie stark die Kreisgemeinden von Trockenheit, Hitze und Überschwemmungen betroffen sein werden. „Die Winter werden deutlich nasser, die Sommer trockener. Während sich ein Anstieg der Temperatur deutlich abzeichnet, ist eine Prognose zu den Niederschlägen schwieriger.
Zu einzelnen extremen Wetterereignissen wie Starkregen gibt es keine verlässliche Voraussage – außer dass sie sowohl in ihrer Häufigkeit als auch in ihrer Heftigkeit zunehmen werden“, so Lorenz. Ihr Kollege Dennis Fila, Doktorand im Projekt, stellte Beispiele aus anderen Kommunen vor, wie hier reagiert und vorgebeugt werden kann – vom Konzept der „Schwammstadt“ zum Regenwasserrückhalt auf kommunalen Flächen bis zur Renaturierung von Bachläufen oder der Begrünung von Dächern, Fassaden und ganzen Quartieren.
Positive Zukunftsvorstellungen für das Jahr 2050
In vier Arbeitsgruppen diskutierten die Teilnehmenden Aspekte einer erstrebenswerten Zukunft des Enzkreises im Jahr 2050. Dabei wurden zum Beispiel der Ausbau des ÖPNV für den ländlichen Raum und die Schaffung von neuen Angeboten angeregt, die „on demand“ funktionieren. Vernetzung und Digitalisierung müssten voranschreiten, um den ländlichen Raum als Wirtschafts-, Arbeits- und Wohnstandort attraktiver zu machen. Dazu könnte auch die Stärkung der regionalen Wertschöpfung durch eine bessere Vermarktung von regionalen Produkten beitragen.
Beim Thema Wasser sprachen die Teilnehmenden über Maßnahmen zur Wassereinsparung und die Sensibilisierung der Bevölkerung, aber auch über eine notwendige Priorisierung der Wassernutzung auf Kreisebene. Hitze, Wassermangel und Schädlinge zwingen Forst- und Landwirtschaft zur schnellen Anpassung; allerdings können steigende Temperaturen auch Chancen eröffnen, etwa für den Anbau von Edelweinen und neuen Gemüse- und Obstsorten.
Recycling und die Wiederverwendung von Materialien nach dem Prinzip „cradle to cradle“ wurden ebenso diskutiert wie eine multifunktionale Flächennutzung im Rahmen der Stadtentwicklung. Eine konsequente Entsiegelung und die naturnahe Gestaltung von Gartenflächen statt Schottergärten und Einheitsgrün könnten einen deutlichen Beitrag leisten, um Überschwemmungen zu verhindern – allerdings sollte auch der Katastrophenschutz ausgebaut werden.
Ein Folgeworkshop im Rahmen des Projektes ist für das erste Quartal 2022 geplant. Dann soll es um konkrete Strategien und Maßnahmen für die Gemeinden gehen.
Der Enzkreis beteiligt sich mit fünf weiteren Kommunen und Landkreisen aus Baden-Württemberg am Forschungsprojekt „Lokale Kompetenzentwicklung zur Klimawandelanpassung in kleinen und mittleren Kommunen und Landkreisen (LoKlim)“. Das Projekt ist am Institut für Umweltsozialwissenschaften und Geographie der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg angesiedelt. Es wird vom Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz (BMUV) im Rahmen der Deutschen Anpassungsstrategie (DAS) gefördert.